Was haben Cuxhaven und Grönland gemeinsam? Beide haben eine lange maritime Tradition. Beide haben um die 50.000 Einwohner. Und beide sind zentrale Standorte von Royal Greenland, dem weltweit größten Lieferanten von Fisch und Meeresfrüchten aus dem Nordatlantik. „Heute ist Cuxhaven das Zentrum der europäischen Produktion von Royal Greenland“, sagt Carsten Fitter, Commercial Manager der Royal Greenland Germany GmbH mit Sitz in Cuxhaven.
Royal Greenland ist ein großer Fisch. Der Konzern wies für 2019 einen Umsatz von rund 715 Millionen Euro aus und einen Rekordgewinn vor Steuern von 54,2 Millionen Euro. Das Unternehmen gehört zu 100 Prozent der grönländischen Regierung, das „Royal“ im Namen verdient es sich als Hoflieferant des dänischen Königshauses. Rund 2200 Mitarbeiter arbeiten daran, „North Atlantic Champion“ zu werden, der weltweit führende Anbieter von Fisch und Meeresfrüchten aus dem Nordatlantik. Mit mehreren Vertriebsgesellschaften ist Royal Greenland global vertreten, von Nordamerika über Europa bis nach Asien.
Herz der Produktion ist in Grönland. „Wir haben dort 38 Produktionsstandorte“, berichtet Carsten Fitter. „Das klingt erst einmal gewaltig. Aber wir sind dort einfach in jedem Fischerdorf entlang der Küste vertreten.“ Royal Greenland arbeite als Staatsbetrieb zum Wohle der grönländischen Bevölkerung, erläutert Fitter. Mehr als 1000 unabhängigen Fischern ist garantiert, dass Royal Greenland ihnen ihren Fang abkauft. Dazu kommen die Fänge der Hochsee- und Küstenfischerei-Flotte von Royal Greenland. Weitere Produktionsstandorte gibt es noch westlich des Nordatlantiks in Kanada. „Unsere europäische Produktion hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf einen Standort konzentriert – Cuxhaven“, führt Carsten Fitter aus.
Cuxhaven war natürlich keine Unbekannte für Royal Greenland. Immerhin hat sich die Hafenstadt dank ihrer günstigen Lage an der Nordsee sowie im Mündungsgebiet von Elbe und Weser über Jahrzehnte hinweg zu einem der bedeutendsten Fischereistandorte Deutschlands entwickelt und ist heute der zweitgrößte Fischereihafen der Bundesrepublik nach Bremerhaven. Mittlerweile arbeiten hier circa 1500 Mitarbeiter in rund 40 Unternehmen in der Fischwirtschaft. „Cuxhaven ist ideal gelegen, um Kunden in Kontinentaleuropa und Großbritannien schnell und effizient zu beliefern“, sagt Carsten Fitter. Aber auch Kunden aus anderen Teilen der Welt bestellten aus dem großen Sortiment der Cuxhavener Produktion.
Die Verbindung zwischen Cuxhaven und Royal Greenland intensivierte sich ab 2010. Royal Greenland wurde vom reinen Lieferanten von Rohware zum Produzenten vor Ort. „Wir bündeln die gesamte Wertschöpfung, vom Fang auf dem Meer bis zum Teller des Verbrauchers“, merkt Fitter an. In der ehemaligen Heringshalle richtete Royal Greenland damals seine erste Cuxhavener Produktionsanlage ein. Hier wird der Rogen des vor Grönland gefangenen Seehasen für den Einzelhandel aufbereitet und in Gläsern verpackt. Bis zu 125.000 Gläser pro Tag können in Cuxhaven verarbeitet werden.
2013 übernahm Royal Greenland auch das ehemalige „Krabbenschälzentrum“ an der Neufelder Straße. Hier richteten sie ein Verpackungswerk für Fischfilets ein. Vornehmlich Filets von Lachs, Scholle und Kabeljau werden hier in wiederverschließbare Plastikbeutel („Ziplock“) verpackt.
2019 verstärkte Royal Greenland sein Engagement in Cuxhaven noch einmal erheblich. Im dänischen Aalborg konnte man sich damals nicht über eine Verlängerung des Mietvertrags für das dortige Garnelen-Werk einigen. Anders in Cuxhaven: Die Hafengesellschaft NPorts konnte in Cuxhaven eine rund 7000 Quadratmeter große Halle an der Präsident-Herwig-Straße 6 bis 8 anbieten. „Wir haben sechs Produktionslinien bei laufendem Betrieb von Dänemark nach Cuxhaven umgezogen“, erinnert sich Fitter an diese logistische Herausforderung. Innerhalb von nur zehn Monaten ab Januar 2019 waren die Sanierung der Cuxhavener Halle und der komplette Umzug vollbracht. Schon zum Weihnachtsgeschäft kamen gekochte und geschälte Garnelen, entweder tiefkühlverpackt oder auf Lake, aus Cuxhaven zu den Kunden. Nachdem der Umzug wie geplant in 2019 abgeschlossen werden konnte, wurden im ersten Quartal 2020 noch weitere Optimierungen in der Produktion umgesetzt.
Der Standort hat sich in den Augen von Carsten Fitter bestens bewährt. Durch die Zentralisierung der europäischen Produktionen habe sich in Cuxhaven ein leistungsstarkes Team mit viel Know-how entwickelt. Rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten mittlerweile in Cuxhaven für Royal Greenland. Und Potenzial sieht der Commercial Manager auch noch: „Jedes Jahr entwickeln wir neue Produkte und Konzepte in Abstimmung mit unseren Kunden.“ Die Nähe zu den europäischen Absatzmärkten führte dazu, dass seit diesem Jahr auch die „Chilled Selection“ in Cuxhaven angeboten werden kann. Der vor Grönland gefangene Kabeljau wird lebend gefangen und kurz nach dem Ausnehmen nur für den Transport von Grönland nach Deutschland vorübergehend tiefgefroren. In Cuxhaven werde der Fisch wieder aufgetaut („refresht“) und weiterverarbeitet, erläutert Carsten Fitter. „Dadurch erreichen wir eine hervorragende Qualität und einen ausgezeichneten Geschmack.“