Nicht erst seit der Energiekrise und den enorm steigenden Strompreisen ist der Ausbau der erneuerbaren Energien ein zentrales Thema in der Region Unterweser. Unternehmen, die das Potenzial von Solarenergie erkannt haben und nutzen wollen, werden mit Förderprogrammen und Hilfsmitteln wie den Solarkatastern unterstützt.
„Stromerzeugung aus Sonnenlicht ist eine zukunftsweisende Technologie und bekommt immer größere Bedeutung beim Klimaschutz“, sagt Felix Huth. Er ist Geschäftsführer der Firma Huth, die sich mit Standorten in Bremerhaven und Cuxhaven auf Metallbau, Schlosserei und Zaun- und Torsysteme spezialisiert hat. Fossile Brennstoffe, meint Huth, sollte man lieber unter der Erde lassen: „Auch hinsichtlich der Verantwortung, die wir gegenüber unseren Kindern und Enkeln haben.“ Daneben sprechen natürlich auch wirtschaftliche Gründe für die Eigenerzeugung von Energie: „Allein durch die Elektromobilität wird sich unser Jahresstromverbrauch in der Zukunft erhöhen“, rechnet Huth mit steigenden Energiepreisen – unabhängig von akuten Krisen.
Felix Huth begleitet die nachhaltige Energieproduktion schon lange. In den 1990er Jahren wurde auf dem Firmengrundstück eine erste Windkraftanlage gebaut, vier weitere Anlagen in Weddewarden folgten. Im Jahr 2012 erfolgte dann die Installation einer Photovoltaikanlage mit 130 kW Peak-Leistung (kWp) auf den Süddächern des Firmengebäudes in Bremerhaven, 2019 wurde die Anlage um 100 kWp auf den nördlich ausgerichteten Dachflächen erweitert. Eine weitere 10 kWp Photovoltaikanlage auf dem Firmengebäude in Cuxhaven wurde 2014 errichtet. Mit rund 2.200 Quadratmetern ist die durch Panels belegte Fläche etwa so groß wie ein Drittel eines durchschnittlichen Fußballfeldes.
Eine erste Einschätzung des solaren Potenzials auf den eigenen Haus- und Firmendächern liefern die sogenannten Solarkataster. In Bremerhaven ist dies ein Gemeinschaftsprojekt des Magistrats der Stadt und der swb AG und seit einigen Jahren online ( https://solardach.bremerhaven.de/). 2022 kamen auch die Stadt Cuxhaven und im Herbst der Landkreis Cuxhaven dazu ( https://solarkataster.landkreis-cuxhaven.de). Auch im Landkreis Wesermarsch sind ähnliche Pläne in Entwicklung. Diese Planungshilfen liefern in interaktiven Kartenanwendungen eine schnelle Antwort auf die Frage: Für welches Dach lohnt sich eine Solaranlage? Der potenzielle Stromertrag des jeweiligen Daches wird unter Berücksichtigung individueller Präferenzen und aktueller Preise berechnet und prognostiziert.
Bei einem Gesamtstromverbrauch am Standort Bremerhaven von 45.732 kWh im Jahr 2021 hat die Firma Huth 20.511 kWh eigenerzeugt. Die Gesamtstromerzeugung durch die Photovoltaikanlagen lag jedoch bei 191.367 kWh. „Wir produzieren also etwa viermal so viel Strom, wie wir verbrauchen“, berichtet Huth. Der Überschuss wird ins Stromnetz eingespeist. Die Firma plant aber die Anschaffung eines Speichersystems, um noch mehr Energie selbst nutzen zu können und sich weiter von den Stromversorgern unabhängig zu machen.
Insgesamt rund 300.000 Euro hat Huth investiert, dennoch sind Photovoltaikanlagen für Unternehmen eine klimafreundliche und wirtschaftlich sinnvolle Investition – sie sorgen nicht nur dafür, dass die Betriebe sich nachhaltig aufstellen, sondern sparen auch bares Geld. „Als Besitzer einer Photovoltaikanlage macht man sich von Strompreisschwankungen unabhängiger und profitiert von niedrigeren Energiekosten und der garantierten Einspeisevergütung“, erläutert Felix Huth. „Innerhalb von neun bis zehn Jahren haben sich unsere Anlagen amortisiert.“
Die Firma Huth hat für die Realisierung seiner Photovoltaik-Projekte zinsgünstige Kredite in Anspruch genommen. Verschiedene Photovoltaik-Förderungen können Unternehmen aber auch bei der finanziellen Umsetzung unterstützen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die öffentliche Hand und auch Energieversorger stellen dafür verschiedene Förderprogramme und Finanzierungshilfen zur Verfügung. Anfang Dezember 2022 hat die Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung ein zusätzliches Förderprogramm für Solar- und Photovoltaikanlagen verabschiedet, das in den kommenden drei Jahren vier Millionen Euro zur Verfügung stellt, um bis zu 1000 Solaranlagen mit je 25 Prozent zu fördern. Darüber hinaus unterstützt der Bund Anlagenbetreiber mit einer Einspeisevergütung: Über das EEG werden Betreiber von Photovoltaikanlagen, die Solarstrom ins öffentliche Stromnetz einspeisen, mit einer festen Vergütung gefördert.
Auch die anfängliche Beratung zu ersten Schritten wird gefördert und ist für Privatleute wie Unternehmen in der Regel kostenlos. In Bremerhaven bietet die Klimaschutzagentur energiekonsens Betrieben mit Interesse an Photovoltaik zum Beispiel den kostenlosen Besuch des Solar-Lotsen in Person des unabhängigen Energieberaters Horst Zöller an. Im Landkreis Cuxhaven bietet die Stabsstelle Klimaschutz und Klimafolgenanpassung Unterstützung. Innerhalb des Regionalforum Unterweser bietet auch die Website des Klimaschutzanker einen Überblick über verschiedene Projekte und Angebote.