Eine Gruppe von jungen Studentinnen und Studenten sitzt in einem großen Stuhlkreis im Alten Fährhaus in Bremerhaven zusammen, es wird lebhaft diskutiert und aufmerksam zugehört. Was nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist: Hier kommen nicht nur rund 50 Kommilitonen der Hochschule Bremerhaven zusammen, sondern auch 50 Jungunternehmer, drei Genossenschaften, unzählige Geschäftsideen, einige Start-Ups – und ein Studiengang, der in Deutschland seines Gleichen sucht: „Gründung, Innovation, Führung“, kurz: GIF.
Unternehmerisches Denken und Handeln will der innovative Bachelorstudiengang an der Hochschule Bremerhaven vermitteln. „Unsere Studierenden erwerben Kompetenzen in Bereichen wie selbstgesteuertes Lernen, Dialog und Teamarbeit, Reflexion, Kreativität und Verantwortung", sagt Michael Vogel, Professor für Entrepreneurship Education und Gründer des Gründungs-Studiengangs. GIF soll aus Studierenden Entrepreneure machen. „Oder besser: Teampreneure“, betont Vogel den hohen Grad an Zusammenarbeit im Studienalltag.
Dessen traditionelle Bestandteile – Vorlesungen, Klausuren, ein strenger Stundenplan – sucht man bei GIF darum vergebens. Die Studierenden lernen die nötigen Fachthemen selbstbestimmt, individuell und im Dialog mit ihren Teams. Die Team Coaches, so nennen sich die Lehrkräfte im GIF-Studiengang, geben zielorientiert Impulse. „Das schafft Freiräume, sich auch mal auf einen Holzweg zu begeben und letztlich Projekte zu entwickeln, von denen wir anfangs noch gar nicht wussten, dass sie entstehen könnten“, bekräftigt Michael Vogel.
Das zugrundeliegende Studiengangsmodell heißt Team-Academy, der Bremerhavener Studiengang ist die erste Team Academy im deutschsprachigen Raum. „In Finnland hat es sich schon seit 25 Jahren bewährt. Wir haben es gerade erst entdeckt“, sagt Michael Vogel. Die Hochschule Bremerhaven hat sich damit einen Namen als experimentierfreudige, innovative Bildungseinrichtung gemacht. Über Deutschlands ersten Startup-Studiengang“ berichteten schon die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung oder das Business- und Technik-Magazin „t3n“. Im Gespräch mit Professoren anderer Hochschulen hörte Michael Vogel immer wieder einen Satz: „Bei uns ginge das gar nicht.“ In Bremerhaven geht es. Und nicht nur das: Es wird auch von einem breiten Netzwerk von Partnern, Förderern und Kunden unterstützt – zum Beispiel der BIS Wirtschaftsförderungsgesellschaft Bremerhaven.
Auf 45 Studienplätze pro Jahr ist das neue Studienangebot ausgelegt, rund 50 Studierende schrieben sich für die Premiere im Oktober 2018 ein. Sechs Wochen später folgte für die Debütanten der zweite Schritt: Am 13. November gründeten sie mit tatkräftiger Unterstützung des Genossenschaftsverband Weser-Ems die drei Genossenschaften Luova eG, bluebird eG und StartDocks eG. Sie bilden das Grundgerüst, in dem der Gründer-Nachwuchs im echten Kundenkontakt Geschäftsideen entwickelt und verwirklicht. Und nach den ersten sechs Monaten sind tatsächlich schon die ersten Start-Ups aktiv. In der „Alten Bürger“ in Bremerhaven entsteht zum Beispiel eine Mikro-Brauerei, in der die drei GIF-Studenten Jonas Wagner, Michael Connery und Sören Gwinner das Trendgetränk Kombucha produzieren wollen. Und auch mit seinem Lebensmittel-Lieferservice für private Skipper in Yachthäfen, ist das studentische Team von Sealivery bereits im Einsatz.
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