Das Konzept überzeugt: Mit den Regionalen Versorgungszentren (RVZ) stärkt das Land Niedersachsen die soziale Daseinsvorsorge. Sie sollen verschiedene Versorgungsleistungen bündeln, um die ländlichen Räume Niedersachsens attraktiver und lebenswerter zu gestalten. Bei dieser innovativen Idee ganz vorne dabei ist die Region Unterweser: Die ersten beiden RVZ des Bundeslands haben 2022 in Nordholz (Landkreis Cuxhaven) und in Nordenham (Landkreis Wesermarsch) eröffnet.
Das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung fördert die Regionalen Versorgungszentren (RVZ) im Bundesland. Rund 1,38 Millionen Euro gab es für den Aufbau des RVZ Nordholz, rund 1,2 Millionen Euro für das RVZ Nordenham. Den laufenden Betrieb teilen sich die jeweiligen Landkreise und Gemeinden.
Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass die RVZ für die Menschen gut erreichbar sind, sei es über den ÖPNV oder über Alternativen wie beispielsweise Ruftaxen. Die RVZ sollen ein kombiniertes Angebot aus hausärztlicher Versorgung, Tagespflege und Beratungsangeboten bilden. Ärztinnen und Ärzten sollen dabei Anstellungsmöglichkeiten mit attraktiven flexiblen Arbeitszeiten eröffnet werden, um so die Hausarztversorgung zu stärken.
Den Auftakt im Bundesland machte das Regionale Versorgungszentrum Wurster Nordseeküste in Nordholz. Zentral im Feuerweg gelegen werden dort verschiedenste Leistungen der Gesundheitsversorgung angeboten. Kernstück ist ein Medizinisches Versorgungszentrum mit hausärztlicher Versorgung. Die ärztliche Leitung hat Dr. Johannes Kossen, Facharzt für Allgemeinmedizin und Rettungsmedizin. Unterstützt wird er von Katja Thiele, Fachärztin für innere Medizin. Seit dem 1. Dezember 2022 unterstützt auch die praktische Ärztin Susanne Fricke das RVZ. Neben diesen Hausärzten sind bereits die Gynäkologische Praxis Imed Ghabri, die Physiotherapie 53° Nord Saskia Tuffert und seit Oktober eine Tagespflege des Deutschen Roten Kreuzes in das erste Regionale Versorgungszentrum in ganz Niedersachsen eingezogen. Für Mitte 2023 sind noch ein Zahnarzt und ein Kinderarzt angekündigt. Auch ein Café und thematisch passende Veranstaltungsreihen sollen kommen.
Das Konzept überzeugt nicht nur auf der Patienten-, sondern auch auf der Anbieterseite. „Durch das Projekt RVZ Nordholz hatten wir die Gelegenheit, ein umfangreiches Therapieangebot in freundlichen Räumlichkeiten mit moderner Ausstattung auf Grundlage der aktuellen Empfehlungen aus Medizin und Wissenschaft anzubieten“, freut sich Saskia Tuffert. In ihrer Praxis „Physiotherapie 53°Nord“ sei ihr die optimale therapeutische Betreuung ihrer Patienten ebenso wichtig wie ein gutes Arbeitsumfeld für ihre „Crew“. „Mich hat überzeugt, Teil eines neuen Ansatzes zur zuverlässigen Versorgung von Menschen in ländlicher Region zu sein“, berichtet sie, „in einem sehr kooperativen Verbund von medizinischen Dienstleistern an einem zentralen Ort hier in diesem schönen Gebäude.“
Ähnliches ließe sich auch über das Regionale Versorgungszentrum Nordenham sagen, das nur wenige Monate nach der Nordholzer Eröffnung im Juni 2022 eröffnet wurde. Dort hat die Gemeinnützige Nordenhamer Siedlungsgesellschaft (GNSG) ein ehemaliges AWO-Seniorenheim an der Ilsestraße zum RVZ umgebaut und dort mehr als 1063 Quadratmeter Platz geschaffen. Nach der passenden ärztlichen Versorgung wird in Nordenham noch gesucht, aber der Raum im RVZ wird trotzdem schon genutzt: Als erste Einrichtungen nahmen der Sozialpsychiatrische Dienst des Landkreises Wesermarsch und der Pflegestützpunkt, der Bürgerinnen und Bürger rund um das Thema Pflege berät, ihren Dienst auf. Kurz darauf folgte die Betreuungsstelle des Landkreises, die psychisch Erkrankten, altersverwirrten oder Menschen mit Behinderung hilft, ihr Leben würdig zu gestalten. Auch die Drogenberatungsstelle Rose 12 ist ins RVZ umgezogen. Im Juli 2022 öffnete auch noch die Hebammenpraxis des Landkreises einen zweiten Standort im RVZ Nordenham, das damit Anlaufpunkt in der nördlichen Wesermarsch ist für alle schwangeren Frauen und Frauen, die entbunden haben.
Das Angebot ist ein Erfolg. Nils Siemen, Bürgermeister der Stadt Nordenham, ist überzeugt: „Mit dem RVZ und dem zukünftigen Medizinischen Versorgungszentrum schaffen wir ein attraktives Angebot, dass sowohl der älter werdenden Gesellschaft als auch dem Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich Rechnung trägt.“ Ähnlich sieht es sein Amtskollege auf der anderen Weserseite, Marcus Itjen, Bürgermeister der Wurster Nordseeküste: „Das Nordholzer RVZ ist ein Glücksfall für unsere Gemeinde: Wir sichern die ärztliche Versorgung und können wichtige Angebote der Daseinsvorsorge vorhalten. Damit schaffen wir hier eine wichtige Anlaufstelle und einen tollen Treffpunkt für die Menschen in der Region.“